Das Crowther Lab besteht aus Erdwissenschaftlern, Fernerkundungsexperten, Gemeinschaftsökologen, Ökosystemökologen, Erdsystemmodellierern, Programmierern, Physiologen, Mathematikern, Molekularbiologen, Physikern und Biochemikern. Während sich die meisten Forschungsteams der Welt auf einen dieser Bereiche konzentrieren, arbeitet das Crowther Lab interdisziplinär. Dabei beleuchten sie die wichtigsten Fragen aus verschiedenen Blickwinkeln und konzentrieren sich auf ganzheitliche Ergebnisse. Sie wollen wissenschaftliche Lösungen für den Kampf gegen den Klimawandel und den Verlust der biologischen Vielfalt finden.
Wissenschaftliche Lösungen für den Kampf gegen den Klimawandel und den Verlust der biologischen Vielfalt
Durch die Erstellung quantitativer Modelle der Erdökologie haben ihre Forschungen wichtige Erkenntnisse dazu geliefert wie die globale Wiederherstellung von Ökosystemen dem Klimawandel entgegenwirken kann. Die Forschung zielt nun darauf ab, ökologische Kartierungsinstrumente zu entwickeln, die die globalen Restaurierungsbemühungen leiten. Diese Karten können Aufschluss darüber geben, auf welche Bereiche sie ihre Renaturierungsbemühungen konzentrieren sollten, um die größten Auswirkungen auf die Kohlenstoffbindung und die biologische Vielfalt zu erzielen. Es hilft ihnen auch, die klimatischen Folgen dieser Maßnahmen zu verstehen. Diese globale ökologische Forschung ist notwendig, damit der Klimawandel verstanden und angegangen werden kann.
Naturbasierte Lösungen gegen den Klimawandel: das globale Potenzial für die Wiederherstellung und Speicherung von Kohlenstoff
Das Crowther Lab an der ETH Zürich forscht an naturbasierten Lösungen für den Kampf gegen den Klimawandel. In der neuen Studie zeigten die Forschenden erstmals auf, wo auf der Welt neue Wälder wachsen könnten und wie viel Kohlenstoff sie speichern würden. Jean-François Bastin, Studienleiter und damals Postdoc am Crowther Lab erklärt: «Ein Aspekt war für uns bei den Berechnungen besonders wichtig: Wir haben Städte und landwirtschaftliche Flächen von der gesamten Fläche, die das Potenzial zur Wiederaufforstung hat, ausgeschlossen, denn diese Gebiete braucht der Mensch anderweitig.»
Die Forschenden berechneten, dass unter den aktuellen klimatischen Bedingungen die Erde mit rund 4,4 Milliarden Hektar Wald bedeckt sein könnte. Das sind 1,6 Milliarden mehr als die derzeit vorhandenen 2,8 Milliarden Hektar. Von diesen 1,6 Milliarden Hektar werden 0,9 Milliarden Hektar nicht vom Menschen genutzt. Derzeit stünde also ein Gebiet von der Grösse der USA für die Aufforstung zur Verfügung. Einst herangewachsen könnten diese neuen Wälder 205 Milliarden Tonnen Kohlenstoff speichern. Das ist etwa ein Drittel der 300 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, die seit der industriellen Revolution durch den Menschen verursacht in die Atmosphäre gelangten.
ETH-Professor Tom Crowther, Mitautor der Studie und Gründer des Crowther Lab, meint dazu: «Wir alle wussten, dass die Aufforstung der Wälder einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten könnte, aber bislang war unklar, wie gross der Effekt ist. Unsere Studie zeigt deutlich, dass Flächen zu bewalden ein wichtiges Mittel gegen den Klimawandel ist. Allerdings müssen wir schnell handeln, denn es wird Jahrzehnte dauern, bis die Wälder reifen und ihr Potenzial als natürliche CO2-Speicher ausschöpfen. Und natürlich darf die Wiederaufforstung die Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen nicht ersetzen. Wir müssen alle Lösungen ausschöpfen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken».
Die Studie zeigt auch, wo eine Aufforstung am besten möglich wäre. Die meiste Fläche entfällt auf nur sechs Länder: Russland (151 Millionen Hektar), USA (103 Millionen Hektar), Kanada (78,4 Millionen Hektar), Australien (58Millionen Hektar), Brasilien (49,7 Millionen Hektar) und China (40,2 Millionen Hektar).
Die Studie warnt schliesslich davor, dass viele aktuelle Klimamodelle fälschlicherweise erwarten, dass der Klimawandel die globale Baumbedeckung erhöhe. Zwar werden die Flächen der nördlichen Wälder in Regionen wie Sibirien wahrscheinlich zunehmen. Aber dort beträgt die Baumdichte durchschnittlich nur 30 bis 40 Prozent. Dem gegenüber steht allerdings der Verlust von dichten tropischen Wäldern, die typischerweise eine Baumbedeckung von 90 bis 100 Prozent aufweisen und mehr CO2 pro Fläche speichern.